Hinter einem massiven Eichentor erwartet den Besucher eine Welt aus dem 17. Jahrhundert voll ruhiger Gelassenheit: Hier befinden sich zunächst ein Vorhof mit einer schönen barocken Säulenhalle und weißem Kopfsteinpflaster. Das Rubenshaus liegt auf der linken Seite, während die Werkstatt des Malers zur rechten liegt. Trotz vielfacher Veränderungen ist die eindrucksvolle Front der Säulenhalle in allen Einzelheiten original erhalten. Die Mauern des Hauses sind vom herrlichen Blau einer mehr als 50 Jahre alten Glyzinie berankt.
Wenn der Besucher durch eines der drei Tore der Säulenhalle tritt, sieht er den Garten in seiner ganzen Vielfalt. Das zentrale Portal führt den Blick zum Ende des Gartens, in dessen Zentralachse sich ein Original-Gartenpavillon mit einer Replik des berühmten Hercules Farnese befindet. Die Achse wird an beiden Seiten von quadratischen Beeten begleitet, die mit niedrigen Eibenhecken eingefasst sind. Vier dekorative hölzerne Tore eröffnen den Zugang zu den Blumenbeeten.
Im Garten wächst eine Fülle an Blumen und Früchten, die alle im 17. Jahrhundert bekannt waren. Drei spezielle Charakteristika entfalten einen besonderen Charme: Der hölzerne Tunnel im Renaissancestil, der von Rosen, Klematis und Geißblatt umrankt ist, das Original-Gärtnerhaus mit seinem quadratischen Kräutergarten und ein rundes Wasserbecken aus dem 18. Jahrhundert mit einem kleinen Obstgarten.
Garten und Gebäude wurden während der letzten 400 Jahre immer wieder verändert. Vieles, was man heute sieht, ist eine historische Nachbildung aus den Jahren 1937-1946. Sie beruht auf archäologischen Untersuchungen der Gebäude, sowie auf der Interpretation ikonographischer Dokumente und heutigem Geschmack.
Das Rubenshaus mit der Werkstatt des Malers und seinem Garten geht auf das frühe 17. Jahrhundert zurück und ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen Belgiens. Sein heutiges Aussehen erhielt der Garten erst in den späten 1930er Jahren. Nach dem Kauf des Hauses wurden durch die Stadt Antwerpen umfangreiche Veränderungen an Haus und Garten vorgenommen.
Der Maler Peter Paul Rubens (1577 – 1640) baute das Haus mit einer Werkstatt und legte ab 1611 einen ausgedehnten Garten an. Er konzipierte sein Haus in Anlehnung an die prestigeträchtigen italienischen Vorbilder. Das Haus wurde zu einem der herrlichsten Herrenhäuser in Belgien. Zu den Gästen im Rubenshaus zählten seinerzeit gekrönte Häupter, Politiker, Adlige und reiche Bürger
Obwohl es einige schriftliche und bildliche Quellen zum Aussehen der ursprünglichen Gärten gibt, bleibt der Großteil der Anlage und ihrer Pflanzen ein Geheimnis. Der Garten war mehr als ein komplexes architektonisches Werk, er war ein Platz für die Aufzucht von dekorativen, essbaren und anderen Nutzpflanzen. Rubens liebte Gärten und Pflanzen. Es gibt schriftliche Quellen, die besagen, dass der Garten im Rubenshaus nicht nur ausschließlich dekorativen Zwecken diente.
Der größte Schatz in Rubens Büchersammlung war Beslers „Hortus Eystettensis“, eine Sammlung von Zeichnungen von Pflanzen aus aller Welt.
Das Gemälde „Allegorie von Vertumnus und Pomona“, besser bekannt als der „Gartenspaziergang“ (um 1630) zeigt Rubens und seine zweite Frau, Helena Fourment, in einem idealisierten Garten. Doch wirken manche Merkmale so realistisch, dass sie durchaus den damaligen Zustand des Gartens in Antwerpen widerspiegeln könnten: der Gartenpavillon, der Springbrunnen, das Gartengrundstück mit seinem hölzernen Tor, die Pergola, die Töpferei, die Frucht- und Orangenbäume und die Nelken. Lediglich das vielfarbige Tulpenbeet scheint leicht übertrieben zu sein, auch wenn man berücksichtigt, dass zwischen 1635 und 1637 eine „Tulpenmanie“ herrschte.
Ab 1887 forderte die Königliche Kommission für Denkmäler, die sich seit langem für die Anlage interessierte, die belgische Regierung zum Kauf des Rubenshauses auf. Nach einer langen Verhandlungsphase und Enteignungen wurde der Kauf im Jahre 1937 vollzogen.
1938 wurden Haus, Werkstatt, Gebäudereste aus dem 17. Jahrhundert und die freigelegte Gartenanlage anhand von Fotos dokumentiert. Die Aufnahmen des Gartens zeigen eine teilende Gartenmauer, Ställe im hinteren Teil sowie einen Tabakspeicher.
Zu dieser Zeit wurde klar, dass eine Rekonstruktion des „echten“ Rubensgartens wegen der fehlenden Informationen unmöglich war. Mit dem Einverständnis der königlichen Kommission für Denkmäler und Anlagen schufen der Stadtplaner und Architekt Emile van Averbeke und der Landschaftsarchitekt Georges Wachtelaer eine Hommage an den ursprünglichen Garten. Dafür zogen sie zeitgenössische Gartenbücher von Hans Vredeman des Vries und Johan Van der Groen, Kräuterbücher von Dodoneus, Lobelius und Vande Passe sowie Gemälde und Zeichnungen von Rubens und seinen Schülern zu Rate.
Fotos des fertigen Gartens aus dem Jahre 1946 zeigen vier eibengesäumte Grasflächen, umgeben von Blumenbeeten. Der Garten wies allerdings mehr Merkmale der belgischen Jugendstil-Bewegung auf als ein Garten der späten Renaissance. Die italienischen Pappeln rund um den Garten halfen zwar, die umgebenden Gebäude zu verbergen, trugen aber auch zur Verfremdung bei. Im restaurierten Gartenpavillon, in der Konstruktion und dem Detailreichtum der hölzernen Gartentore und der wohlproportionierten Pergola zeigt sich das architektonische und die handwerkliche Geschick von Van Averbeke und seinem Mitarbeiter Victor Blommaert in ihrer höchsten Blüte.
Weniger als 10 Jahre später erklärte die Leitung des Rubenshauses der örtlichen Presse, dass der Garten eine detailgetreue Rekonstruktion darstelle. Die darauf folgenden heftigen Proteste des Künstler-Teams gegen die Verfälschung der Tatsachen blieb ungehört.
1976 wurde die Originalbepflanzung durch zeitgemäße einjährige und mehrjährige Pflanzen ersetzt. In den 1980er Jahren bot der Garten aufgrund des zurückgenommenen Pflegeeinsatzes ein karges, fast steriles Bild.
1993 kam es schließlich zur erneuten Aufwertung des Gartens. Die Arbeiten begannen mit der „Rekonstruktion“ der Töpferei, wie sie in Rubens „Gartenspaziergang“ zu sehen ist. Besondere Aufmerksamkeit widmete man der Form, Farbe, Größe, Textur und der Fertigstellung der Blumenkübel. Ende 1992 ersetzte man die italienischen Pappeln mit ihren raumgreifenden Wurzeln durch geschneitelte Linden. Das Projektergebnis erhielt eine Auszeichnung des Europarats.
In der zweiten Entwicklungsphase wurden die eingefassten Rasenflächen durch Blumenbeete ersetzt, die von der berühmten Hortorum-Serie von Vredeman de Vries inspiriert waren (1583). Entsprechend verschwanden die umgebenden Blumenbeete. Es folgte der Einsatz einer Vielzahl von Pflanzen, die im Leidener Herbarium von Antoni Gaymans (1630-1680) aufgeführt sind und das mit Anmerkungen versehen, 1987 veröffentlicht wurde. Heute ist der Rubensgarten ein gutes Beispiel für die Instandhaltung und Pflege eines historischen Gartens nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. 2001 wurden erstmalig Pflanzen kultiviert, die für die Rubens-Zeit phänotypisch sind: Die Nelke (Dianthus plumarius) „Rubens Palet“ und 10 historische Arten der Anden-Kartoffel (Solanum tuberosum ssp. Andygena) sowie eine Zierkartofel, die im 16. Jahrhundert nach Europa kam. Diese ungewöhnliche Bepflanzung löste unter den Besuchern unterschiedliche Reaktionen aus.
Heute bedürfen die Holzstrukturen des Gartens wieder umfangreicher Restaurierung. Nach 60 Jahren ist das Eichenholz am Boden der Säulen und an den Fugen der Bögen verrottet.
Die erfolgreiche Restaurierung, sorgfältige Pflege und der Charme des Gartens ziehen circa 250.000 Besucher pro Jahr an und machen den Rubensgarten und das Rubenshaus zu einer der Hauptattraktionen der Stadt Antwerpen.
Adresse:
Museum Rubenshuis
Wapper 9-11
2000 Antwerpen
Belgien
Tel: +32 (0)3-201 15 55
E-Mail: info.rubenshuis@stad.antwerpen.be
Website: http://www.rubenshuis.be/
Eigentümer:
Stadt Antwerpen
Öffnungszeiten:
Täglich von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Montags geschlossen
Preise:
8 Euro pro Person (26 – 65 Jahre)
6 Euro pro Person (12 – 25 Jahre, älter als 65 Jahre)
Kulturprogramm, Ausstellungen:
Aktuelle Informationen zum Kulturprogramm finden Sie auf der Website http://www.rubenshuis.be/
Touristische Informationen:
- Restaurant/Cafe: Auf dem Platz und in den Strassen am Museum
- WC: Im Museum
- Parken: Parkhäuser in der Nähe. Kein kostenfreies Parken im Innenstadtbereich.
- Informationspavillon mit Buchladen vor dem Museum Rubenshaus
Übersichtskarte und weitere Informationen im Park:
- Übersichtskarte und weitere Informationen im Park: nein
- Beschilderung im Park und an den Pflanzen: nein
- Bänke im Park: nein
- Durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 30 Minuten
- Zugang: Die Wege sind für Menschen mit Gehbehinderungen zugänglich
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